Wir leben in einer Welt in der uns Information und Unterhaltung ständig, oft kostenlos, in jedem Fall aber leicht auffindbar zur Verfügung gestellt wird. Als Hobbyfotograf ist inzwischen allgemeine das Gefühl verbreitet die eigene Fotografie sei erst dann wirklich wertvoll sobald sie ein Publikum erreicht. Podcastern geht es ganz genauso. Als Konsumenten nun scrollen wir gelangweilt durch eine endlose Menge erstklassiger Aufnahmen und nehmen ganz selbstverständlich an, dass uns alles zur Verfügung steht während wir gleichzeitig vom Angebot überfordert sind.
Es ist diese Überlegung, die mich schon länger umtreibt und immer öfter daran hindert reflexartig Content online zu stellen. Vielleicht ist ja manches einfach besser wenn es nicht allen offen steht sondern einem genau definierten Publikum und selbst das vielleicht nur für begrenzte Zeit?
Geschichten und Eindrücke werden zu Erlebnissen wenn sie vorübergehend sind. Alles jederzeit Verfügbare verliert an Wert und fühlt sich beliebig an. Eine Fähigkeit die wir uns nicht erarbeiten müssen beeindruckt niemanden. Mit dem Aufwand der nötig war steigt auch der Wert den wir selbst dem Ergebnis unserer Bemühungen zuweisen.
Jetzt muss sicherlich nicht alles im Leben zwingend teuer oder selten sein. Aber für meine Leidenschaften Podcasting und Fotografie überlege ich mir trotzdem genau welche meiner Arbeiten ich wirklich frei verfügbar mache und welcher Wert dann ggf auf andere Weise darin steckt.
Darum gibt es in meinem Haus ein paar Fotobücher (und damit meine ich nicht Urlaubsalben) mit einer Auflage unter 5 und ich habe Bilder, die grundsätzlich nur als Drucke in die Welt entlassen werden. Außerdem habe ich die wilde Idee evtl. einen Invite-only Podcast zu machen, einfach nur um herauszufinden wie sich das Medium ändert sobald man nicht mehr der gnadenlosen Verteilungslogik sozialer Netze folgt…
ttfn.
Nothing in the world is worth having or worth doing unless it means effort, pain, difficulty… I have never in my life envied a human being who led an easy life. I have envied a great many people who led difficult lives and led them well.
Theodore Roosevelt
@Dirk ich hab da ne andere Haltung als du, aber verstehe dich. Meine Musik ist mein Hobby, also hau ich die frei in die Welt und freu mich wenn sie andere hören und remixen. Streame ich jede Jammsession die ich mache? Nein. Hab ich jedes Lied einzeln aufgenommen und geteilt? Auch nicht. Aber spiel ich alle Lieder die mir gefallen in einem Set und Teile die Aufnahme davon? Auf jeden Fall. Live und vor Ort war es dennoch besser als auf jeder Aufnahme. Konzerte > Stream
@Dirk Meinst Du, dass Du mit einem "inner circle" das erreichst, was Du brauchst oder erhoffst?Da greift womöglich auch wieder die Psychologie, das geschmeichelt Fühlen mit den entsprechenden Reaktionen darauf – ob es unter dem Strich das ist, was Du zu bezwecken erhoffst?Okay. Ich denke zu viel.
@Dirk Meinst Du, dass Du mit einem "inner circle" das erreichst, was Du brauchst oder erhoffst?Da greift womöglich auch wieder die Psychologie, das geschmeichelt Fühlen mit den entsprechenden Reaktionen darauf – ob es unter dem Strich das ist, was Du bezwecken willst?Gruppen und Erlauchte gibts doch schon genug – aber helfen tut das nicht.Okay. Ich denke zu viel.
@Dirk Da sehe ich einen Unterschied…z.B. bei Geburtstagsfeiern werden Fotos rumgezeigt (Urlaub, Familie…)da gibt es aber höchstens 1-2 Leute die meine Bilder mit Interesse anschauen… Hier habe ich die Möglichkeit sie Menschen zu zeigen die mit ähnlichem Blick ihre Umgebung betrachten und sich dran freuen (so wie umgekehrt ich mich über Bilder und auch Texte freue 🙂 An ⭐ ❤️ kann ich sehen ob es Jemanden interessiert.Anders ist das auf jeden mit Werken von denen Menschen leben müssen….
Das Thema kann einen Künstler ganz schön in die Sinnkrise treiben. Ist auch ne krasse Challenge, wenn man drüber nachdenkt, dass man einerseits seine Energie in die Kunst stecken und gleichzeitig nebenbei noch krasser Social Media – und Vermarktungsexperte sein muss.
Meine Strategie (als elektronischer Musiker) sieht mittlerweile so aus, dass ich meinen eigenen Kram unter CC rausgebe und mich dann wie bolle freue, wenn das in irgendwelchen Videos, Podcasts oder Games genutzt wird, was in dem Umfeld immerhin noch hier und da passiert. Außerdem such ich mir Kooperationen mit befreundeten Musikern, wo ich dann Remixe mache und so zumindest auf der menschlichen Ebene ne Connection habe und sich das nicht so anfühlt, als würde man komplett ins Leere arbeiten. Hören sich dann immerhin 2 Leute freiwillig an 😉
Aber: Diese Content-Flut und Allverfügbarkeit hat ja nicht nur Kehrseiten. Ich wäre heute kein (Hobby-)Musiker, wenn der Content, wie man Musik macht, nicht allgegenwärtig verfügbar wäre. Daher seh ich das alles eher als Möglichkeit, als als Hindernis.
Oft steckt für mich persönlich der Wert ja schon im „Machen“ und dann geht es mir wie dir – ich verteile mein Ergebnis und freue mich wenn ich andere erfreue. Oder es geht mir um den Austausch (siehe z.B. dieses Blog hier). Hauptsache Spaß macht’s 🙂
@Dirk Ich betreibe ein Internet Radio.Viel Zeit und Mühe, für jeden Moderator. Nur machen wir uns nicht von hörerzahlen abhängig. Wir mache die Sendungen um selbst Spaß daran zu haben und freuen uns darüber das wir unseren Hörern unmengen unbekannte Musik präsentieren können und so den Künstlern eine Platform bieten.Nach 12 Jahren haben wir natürlich unseren festen hörerstam, aber niemand weiss wann wer wieviel Hörer hat, denn es ist egal.
@Dirk Kann ich für mich nicht sagen. Das größte Publikum haben die Bilder die ich bei Google Maps eingestellt habe und das sind nicht unbedingt erstklassige Aufnahmen.Was ich als Hobbyfotograf mache, ist in erste Linie für mich selbst und veröffentlicht wird nur ein sehr kleiner Teil der Bilder – der Kampf mit Social Media Algorithmen ist mir viel zu anstrengend und das was dort hohe Aufmerksamkeit genießt, gefällt mir häufig nichtmal.Wenn es jemand erfreut was ich teile, ist das schön.
@Dirk: Ich halte es für richtig, Content für ein definiertes Publikum aufzubereiten. Denn es zeichnet guten Content (egal welches Medium) aus, dass er eine bestimmte Zielgruppe im Blick hat. Content, den alle gut finden sollen, wird schnell beliebig. In einem Punkt muss ich widersprechen: Als Konsumentin scrolle ich gelangweilt durch eine endlose Menge mäßiger Aufnahmen, und es dauert, bis ich wirklich erstklassige finde (oder zur Zielgruppe gehöre).