Eben höre ich einen Stimmungsbeitrag in den Nachrichten in dem es darum geht, dass die Deutschen sich Sorgen um den Winter, um die Wirtschaft, um die Inflation machen. Manche stellen die Frage ins Mikro, ob man nicht doch mit Russland zu einer Einigung kommen müsse, um die Kampfhandlungen zu beenden. Ganz so als hätten wir ein Recht darauf einen Überfall zu beenden indem man der überfallenen Partei die Kapitulation verordnet. Mancher Menschen Freiheitsbegriff verschiebt sich eben sobald der eigene Geldbeutel betroffen ist…
Kurz danach geht es in einem anderen Beitrag darum, dass ein Großteil der Russischen Bevölkerung dem Krieg gegenüber scheinbar positiv oder doch wenigstens nicht negativ gegenüber steht. Wie ist das nur möglich, fragt sich der Deutsche Michel und murmelt irgendwas von Propaganda und unterdrückter öffentlichen Meinung…
Bemerkt eigentlich niemand, dass die Menschen, die hierzulande den Preis der Milch wichtiger finden als die Ukraine zu unterstützen das im Grunde auf genau derselben emotionalen Basis tun auf der Menschen in Russland sich auf ihren Alltag fokussieren statt sich für ein Kampfgeschehen zu interessieren von dessen Hintergrund sie sowieso nur vage Vorstellungen haben? Da ist sicherlich ziemlich oft ein distanziertes „die Regierung wird schon wissen was sie tut“ Teil des Spektrums, besonders je weiter die Menschen sozial oder geografisch vom Geschehen entfernt sind.
@Dirk Danke, rhetorisch schöne Analyse
@Dirk Ich würde an der Stelle die Nachrichten-Macher kritisieren: Warum fragen die nach der Stimmung hier? Wen haben die gefragt? Sicher keine Menschen in oder aus der Ukraine. Denn wenn man ihnen spricht, relativiert sich der Milchpreis ganz schnell (selbst der Gaspreis, ich würde lieber frieren, als das durchzumachen, was die Menschen dort erleben.) Anders als in Russland gibt es hier Medien, die uns informieren können und einordnen müssten.
Stimmt alles. Und trotzdem gibt es hier garantiert immer noch genug Leute, die hier Dinge sagen wie „die Sanktionen sind teurer als ihr Effekt“ oder „wir dürfen nicht in diesen Konflikt hineingezogen werden“ oder „wenn die Ukraine aufgeben würde, würde es weniger Tote geben“, gefolgt von „eigentlich hat die Ukraine doch eh keine Chance…“
Da können die Medien so viel einordnen wie die wollen.
@Dirk Sehe ich genauso. Dennoch kann es nicht sein, dass in Deutschland sich einige Konzerne und reiche Mitbürger an dem Krieg eine goldene Nase verdienen, und auf der anderen Seite Menschen bis in die Mittelschicht hinein verarmen. Hier muss die Politik Maßnahmen ergreifen, damit zum einen die Folgen gerechter verteilt sind und auch die Bürger hier nicht auf die Idee kommen aus Angst vor einem kalten Winter den Kreml-Verbündeten wie Michail Kretschmer in die ausgebreiteten Arme zu laufen.
Vielleicht. Mir geht’s aber im Text darum was kriegsmüde oder -ignoranten Europäer tatsächlich mit den angeblich kriegsbejahenden Russen gemeinsam haben.
Ich finde dieses ständige aufgeregter Streiten oder verurteilen von Politikern, Unternehmen etc lenkt oft auch einfach nur unnötig von der Realität ab.