28. Mai 2025

Der König war da!

Lesedauer 2 Minuten

Sondersendungen, lange live Streams, viele viele Artikel. Der König war zu Besuch und Kanada war beseelt! Das ist besonders interessant weil ja gerade die indigenous Bevölkerung eigentlich nur zum Teil positiv auf das Königshaus blickt. Nur zum Teil weil auch da die Geschichte kompliziert ist. Manche der wie man sie hierzulande nennt First Nations waren einmal enge Alliierte des Königreichs, andere rannten gegen die Übernahme ihres Landes an, allen gemeinsam ist, dass sie immer noch um Fairness und Versöhnung ringen aber – und das ist wichtig – als Gründungsnationen gelten (neben Frankreich und Großbritannien).

Aber ich schweife ab.

Der König flog also ein um das Parlament neu zu eröffnen. Das ist ein Ereignis das es hier seit über 50 Jahren nicht mehr gegeben hat und natürlich kein Zufall ist.

Kanada nutzt diese Geste um zu demonstrieren wie einzigartig dieses Land ist. Allein schon die Tatsache, dass wir überhaupt einen König haben ist natürlich speziell, aber auch Chiefs in vollem Federkleid auf Regierungsbänken sitzen zu sehen oder die Rede in Englisch und Französisch zu halten waren alles Signale insbesondere an den südlichen Nachbarn. „Wir sind anders, wir werden nie ein Teil von euch!“ ist der Subtext.

Was dabei auch irgendwo typisch kanadisch ist: Während hier die Leute in Straßeninterviews darüber abgehen wie mächtig und unignorierbar dieses Signal doch sei und wie deutlich das Kanadas Souveränität unterstreiche, kümmert es den Rest der Welt eigentlich gar nicht darum wo der König denn nun zu Besuch ist oder Reden hält. Mein jüngeres in Deutschland wohnendes Selbst hätte diesen Besuch wahrscheinlich auf eine Ebene mit Papstbesuchen gehoben. Menschenmengen die sich über einen älteren Herren freuen und ihm beseelt zuwinken sieht man ja gelegentlich…

Ganz davon abgesehen fällt es mir auch schwer dasselbe in diesem Display königlicher Aufmerksamkeit zu sehen wie die Kanadier selbst. Klar, es demonstriert einen deutlichen Unterschied. Aber die Eigenständigkeit zu betonen indem man den König eines anderen Landes – und das ist UK bei aller gemeinsamen Geschichte nun mal – einfliegt lässt sich eigentlich nur verstehen wenn man durchdrungen hat welche Beziehung gerade diese beiden Länder über Jahrhunderte erarbeitet haben. Irgendwie bezweifle ich aber, dass Trump sich für diese Details groß interessiert oder von ihnen beeindruckt ist.

Irgendwie war es trotzdem schön. First Nation Chiefs, Turbane, Worte des Stolzes, Mehrsprachigkeit auch im Regierungsalltag, strahlender Sonnenschein und viel positive Energie – Das ist es eindeutig wert es rauszuholen und vorzuführen. Selbst wenn man der Idee eines Monarchs kritisch gegenüber steht lebe ich wenigstens nicht in einem Land, das Militärparaden oder systematische Deportationsflüge organisiert um sich besser zu fühlen sondern eine Symbolfigur Straßenhockey spielen und eine Rede halten lässt…

You may also like...

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert